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Die perfekte Work-Life-Balance – Wunschdenken oder doch mehr?

  • Pirmin Bamert
  • 19. März
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. Aug.

7 Brücken auf dem Weg zur Work-Live-Balance

Wenn Du den Autor dieses Berichts vor rund 35 Jahren gefragt hättest, ob sich sein beruflicher Aufstieg mit seiner Familie und den drei kleinen Kindern vereinbaren lässt, so wäre die Antwort sehr ausweichend ausgefallen. Von wegen notwendigen Kompromissen und der Aufgabenteilung mit meiner Frau, welche im Hauptmandat den Haushalt und unsere drei Kinder betreute, während ich mich um das finanzielle Wohlergehen der ganzen Familie kümmerte. Nur wie stand es damals eigentlich um mein Wohlergehen und das unserer Familie?

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Nach dem ersten Tiefpunkt mit rund 30 Jahren, damals sprach man von einem Nervenzusammenbruch, bei dem mein Körper von einem Moment auf den nächsten einfach versagte, wurde mein Wunsch geboren, etwas in meinem Leben grundlegend zu verändern. So viel vorweg, es bleib nur bei der Absicht. Die Verlockungen des Erfolges waren stärker und ich begann, mich noch mehr und intensiver in meine Arbeit zu stürzen. Die beruflichen Erfolge schienen mir damals recht zu geben. Dass ich dabei meine Familie vernachlässigte und absolut keine Zeit und Nerven für die Bedürfnisse unserer Kinder und meiner Frau hatte, wurde mir erst später durch Vanessa, unsere Jüngste, so richtig bewusst.


Es war wieder einer dieser Sonntage, bei denen ich gedanklich bereits wieder bei den bevorstehenden Montagssitzungen und den zwingend notwendigen Arbeiten war, welche nur ich erledigen konnte, gemäss meiner damaligen Wahrheit. Unsere drei aufgeweckten Kinder spielten und tobten durch Haus. Ich wollte jedoch meine Ruhe haben und versuchte (wieder einmal) verzweifelt unsere Kinder im Expresstempo zu „erziehen“. Schnell merkte ich, dass dies auch diesmal nicht zum „Erfolg“ führt, schickte ich unsere Kinder mit harten Worten und wilder Gestik auf ihre Zimmer. Vanessa drehte sich jedoch auf der Treppe zu mir um, blickte mir tief in meine Augen und sagte mit der Weisheit einer alten Meisterin: „Papa, wir haben dich sehr gerne, so aber wie du jetzt gerade bist, das geht wirklich nicht. Du bist fast nie zuhause und wenn du mal da bist, dann bist du völlig genervt und schreist uns an.“ Sie würdigte mich dann keines Blickes mehr und verschwand in ihrem Zimmer. Ich sank auf die Treppe nieder und weinte bitterlich. Die mir aus Kindermund so klar und unmissverständlich mitgeteilte Wahrheit, welche sich tief in mein Herz bohrte, tat sehr weh. Es war einer dieser magischen Momente, welche ein Leben verändern können. Aus meinem anfänglichen Wunsch etwas in meinem Leben zu verändern, wurde über die Jahre ein ganz konkreter Plan. Viel zu lange hatte ich fremden Herrschern gedient und war ihr Handwerk bei der  Umsetzung ihrer mehrheitlich rein betriebswirtschaftlichen Ziele.


Schneller – besser – weiter, ohne Rücksicht auf Verluste in Bezug auf das Wohl der Mitarbeitenden. Mit vierzig Jahren gründete ich mein eigenes Unternehmen. Und trotz der neu gewonnen Freiheit merkte ich, dass meine Prägungen und Muster mehrheitlich noch die Gleichen blieben. Ich war nun deutlich mehr zuhause, doch das Geldverdienen und die Anerkennung meiner Kunden, der Partner und Mitarbeitenden stand immer noch ganz hoch im Kurs. Wie schon zuvor versuchte ich die fehlende Anerkennung mehrheitlich durch Kompensation mit schönen Autos, Häusern, etc. zu überdecken.


Der "Nine-Eleven" brachte dann für mich die endgültige Wende. Ich spürte bei der schockierten Betrachtung der Fernsehbilder, dass ganz tief in mir auch meine „heile Welt“ zusammenstürzte. Meine inneren Werte deckten sich immer noch nicht mit meinen Taten, mit meinem Handeln im aussen.


Die „Sieben Brücken“, mein eigener Weg zur Work-Life-Balance wurde geboren. Und diesen Weg müssen wir zwingend selbst gehen.


  1. Brücke: Unser Blick nach innen Auf unserem Weg zur einzigartigen und ganz wundervollen Persönlichkeit, die wir sind, gilt es unseren Blick erst nach innen zu richten. Wer sind wir? Was wollen wir? Nach was sehnen wir uns? Was erfüllt uns? Was macht uns glücklich? Wie sieht mein ersehntes Leben (privat und beruflich) aus? Wenn uns so rein gar nichts in den Sinn kommt, dann dürfen wir uns auch an unsere Kindheit erinnern. Was haben wir damals so richtig gern gemacht?  Bei was (Spiel, Spass) haben wir die Zeit vergessen?


  2. Brücke: Unser Blick nach aussen Deckt sich unser heutiges Denken, Fühlen, Reden und Handeln, mit unseren eigenen Werten. Mit dem, was wir im Blick nach innen gesehen haben? Warum machen wir heute die Dinge, die wir tun? Sind wir glücklich dabei und fühlen uns gut? Wenn unser heutiges Leben (geschäftlich und privat) nicht dem entspricht, nach dem wir uns innerlich sehnen, werden wir nicht erfüllt und glücklich sein. Unzufriedenheit, Depressionen und Burnout sind leider weit verbreitet und werden sich laufend noch verstärken.

  3. Brücke: Unser Masterplan Wenn wir keinen Masterplan für unserer Leben haben, so wird die eine oder der andere kommen, um uns ihren Plan aufzudrücken. Wir werden so vor fremde Wagen gespannt und als Karotten vor unserem Maul dient das Geld, Macht und diverse Statussymbole. Wenn wir dies nicht möchten, dann stehen wir auf und erstellen uns unseren Masterplan für unser wunderbares Leben. Richtet dabei euren Fokus im Alltag ganz bewusst auf euren Plan und fragt euch: Bin ich auf Kurs? Dient mein Denken, Fühlen, Reden und Handeln dem Erreichen meiner Ziele? Wir fühle ich mich dabei? Bin ich glücklich?

  4. Brücke: Unser Handeln Viele von uns möchten sehr gerne dies und das, jedoch fehlt manchmal neben dem Denken, Fühlen und Reden der ganz entscheidende Punkt: Das Handeln. Unser eigenes, aktives Tun entscheidet darüber, ob wir glücklich und zufrieden sind. Niemand kann uns diesen sehr wichtigen Schritt in unserem Leben abnehmen.

  5. Brücke: Unsere Ängste Tief in uns gibt es eine Urgewissheit, ein unerschütterliches Vertrauen, auf welches wir immer und immer wieder zugreifen dürfen. Bei einigen von uns ist dieses Urvertrauen so tief verschüttet, dass sie es vergessen haben. Sie zweifeln und hadern mit ihrem Schicksal, statt sich selbst zu vertrauen und ihren Weg bewusst weiterzugehen. Ganz wichtig ist, dass wir immer einmal mehr aufstehen, als das wir hinfallen.

  6. Brücke: Unser Antrieb Es gibt gemäss meiner Wahrheit nur zwei Antriebe im Leben: Freude oder Angst. Wir können uns täglich entscheiden, welchen wir wählen. Stellen wir uns dazu jeweils die Fragen: Mache ich dies oder das aus Freude oder aus Angst? Kommt Freude in mir auf, wenn ich dies tue? Fühle ich mich danach besser oder schlechter? Freude und Angst sind in den unterschiedlichen Gefühlen zu unterscheiden. Jedoch bedingt es unsere Ehrlichkeit uns selber gegenüber.

  7. Brücke: Unser bewusst gewähltes Leben Wenn ich heute gefragt werde, was der Schlüssel zu einem erfüllten Leben ist, so antworte ich: «Lebe dein selbstbestimmtes, ganz bewusst gewähltes Leben, bleibe deinem Kurs treu und gib dabei Vollgas». Unser einzigartiges, ganz wunderbares Leben ist viel zu kurz, um faule Kompromisse einzugehen. Dies mag für einige von uns egoistisch klingen und befremdend wirken, in der Essenz ist es jedoch so. Alles, was wir uns wünschen, ist bereits in Vollkommenheit in uns selbst angelegt. Freude, Liebe, Zuversicht, Mut, Gewissheit, Weisheit und noch so vieles mehr. Indem wir uns selbst Gutes tun und unseren Fokus nach innen richten, dürfen wir auf diese unbegrenzten Ressourcen wieder zugreifen und als Person wachsen. Wir dürfen das Teelicht in uns durch einen starken Bunsenbrenner, oder noch besser, durch einen Flammenwerfer ersetzen. Sobald wir uns selbst verändern, verändert sich auch unser Umfeld. Gleiches zieht Gleiches an. Liebe und Freude zieht noch mehr Liebe und Freude in unser Leben.


Pirmin Bamert ist Inhaber und Geschäftsführer der PBC Leadertools GmbH. Er berät Unternehmen und Einzelpersonen in Bereichen wie Burnout-Prävention oder Potenzialausschöpfung und hat zahlreiche Fachbücher und Lehrmittel zu diesen Themen verfasst.

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